EXHIBITION

ALADINS RESTERAMPE

Künstlermöbel und Teppiche aus Recyclingmaterialien

8. Oktober bis 22.Oktober 2011

Design aus dem Hier und Jetzt: In der Herbstausstellung zeigt die Galerie Thomas Wild Künstlermöbel aus "Gelebtem Holz" von Tom Thiel und marokkanische Dorfteppiche anonymer Knüpferinnen aus recycelten Textilien.

 

Interessant ist, wie nordafrikanische Landfrauen und der Künstler-Designer der westlichen Großstadt sich bei der Materialbeschaffung für ihre handgemachte hochästhetische Produktion aus ähnlichen Quellen bedienen: dem Wegwerfkontainer. "Arme" Materialien ersetzen traditionelle hochwertige Rohstoffe, nämlich Wolle der eigenen Schafsherde oder aber Holz der heimischen Wälder, da sie nicht mehr zu bekommen oder zu teuer geworden sind.

 

Tom Thiel hat sein Leben als Bildender Künstler den städtischen Gegebenheiten angepasst. Er nimmt, was die moderne Gesellschaft übrig hat. Wenn Tom Thiel aus gefundenen Hölzern, wie zum Beispiel alten Dielen oder Treppenläufen Möbel herstellt, fügt er der schönen Gebrauchspatina seine sorgfältige und zeitintensive Bearbeitung hinzu. Seine durchweg urbanen Kunden, der gesichts- und patinalosen Massenware überdrüssig, erhalten etwas sehr wertvolles zurück: schöne Tische, Stühle oder Kästen mit einer durch Bearbeitung und Alterung ablesbaren Geschichte. Seine Utopie ist, dass die Stadt sich durch die Stadt versorgt.

 

Marokkanischen Weberinnen leben in einer Kultur, in der ein Teppich das Hauptmöbel und der Mittelpunkt des Familienlebens ist. Bunte kleine Teppiche mit verrückten Mustern haben diese Frauen traditionell ganz privat für ihr Zuhause gemacht. Kostenneutral aus recycelten Textilien, kreativ und voller Lebensfreude sollten sie keinem Käufer gefallen, der ordentliche Ausführung, teure Schafwolle und traditionelle Muster erwartet. Ein glitzernder Lurexpulli aus einer westlichen Hilfslieferung oder eine neonfarbene verschlissene Polyesterdecke erschienen als Rohstoff 1000 x attraktiver als die qualitätsvollste Wolle. Genau diese gestalterische Freiheit der frühen unkommerziellen Stücke traf den westlichen Geschmack. Weil sie nach Kunst und modern aussahen, wurde aus der privaten Tradition eine Geschäftsidee.

 

Anders als bei Waren der Recyling-Möbelmanufaktur von Piet Hein Eek oder den im Moment modischen türkischen Patchwork–Teppichen, sind unsere Ausstellungsstücke ausschließlich Unikate.